In der Presse

Wie Manager sich Gehör verschaffen | Handelsblatt

Menschen mit einer wohltönenden Stimme werden bei Einstellung und Beförderung bevorzugt. Wer fachlich noch so exzellent ist, aber nuschelt, piepst oder die Zähne nicht auseinander bekommt, hat oft das Nachsehen. Was fehlt, ist die Autorität aus dem Zwerchfell. Stimmbildung kann für überraschend mehr Präsenz und Überzeugungskraft sorgen.

Dieser Artikel erschien im Handelsblatt Text: Mark C. Schneider, Katrin Terpitz

Lesedauer 4 Minuten

KÖLN/BONN. Plötzlich blieb ihr die Stimme weg. „Nach einer Rede vor großem Publikum hatte ich sechs Wochen eine totale Stimmbandblockade“, erinnert sich Heike Müller- Simon. „Ein traumatisches Erlebnis.“ Denn als Europachefin Personal im Mischkonzern Honeywell muss sie den ganzen Tag in Gesprächen überzeugen.

„Die Stimme ist meine Waffe“, weiß die Managerin nur zu gut – allerdings in diesem Fall eine recht stumpfe. Wollte doch ihre Stimme so gar nicht zu der dynamischen Frau passen: Sie klang gepresst und heiser. „Ich merkte förmlich, wie die Gesprächspartner dicht machten, egal wie gut meine Argumente waren. Und umso angespannter wurde ich natürlich“, erzählt Müller-Simon.

Stimmtrainierin Petra Ziegler hilft Managern, den Eigenton zu finden. Viele fachlich hoch kompetente Menschen haben Schwierigkeiten, sich im Job Gehör zu verschaffen. Im täglichen Managermehrkampf aus Sitzung, Präsentation, Videokonferenz, Kundentelefonat und Mitarbeitergespräch entscheidet längst nicht immer, was gesagt wird, sondern wie es rüberkommt. „Ein voller Klang bindet die Zuhörer, verschafft Sympathie und Autorität“, weiß Stimmcoach und Sängerin Anna Martini aus Köln.

Fakt ist: Die Stimme ist in den vergangenen zehn Jahren immer wichtiger für den beruflichen Erfolg geworden. Dies bestätigen 65 Prozent von 200 Führungskräften, Personalchefs und Personalberatern, die die Karmasin Motivforschung aus Österreich befragte. Neun von zehn Entscheidern geben zu, dass sie Bewerber mit guter Stimme und Sprechweise bei Einstellung oder Beförderung vorziehen. Allerdings attestieren sie nur vier von zehn Führungskräften in Deutschland und Österreich Stimmsicherheit.

Thomas Westerhausen, Stimmtrainer und ausgebildeter Schauspieler, kennt die typischen Fehler: „Frauen sprechen oft zu hoch, damit sie gutgelaunt klingen. Dabei verkrampfen sich unter Anspannung ohnehin die Stimmbänder und klingen höher. Sprechen jedoch Frauen in der Vorstandssitzung schrill und piepsig, vermitteln sie eins auf keinen Fall: Kompetenz und Autorität.“ Viele Männer dagegen reden zu tief, im Irrglauben, so besonders vertrauenserweckend zu klingen. Das „John-Wayne-Syndrom“ beobachtete Westerhausen etwa an Altkanzler Helmut Kohl.

Doch wie trifft man den richtigen Ton? „Das A und O ist, den persönlichen Eigenton zu finden – nur dann ist die Stimme resonant“, betont Katja Dyckhoff, die seit Jahren zusammen mit Westerhausen die Stimmbänderdeutscher Führungskräfte trainiert. Zu den Kunden ihrer Power Research Seminare mit Sitz in Bonn gehören viele Konzerne wie die Deutsche Post.


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